Ein Raspberry Pi kann als leiser, sparsamer Mini-Server vieles übernehmen: Dateien bereitstellen, Werbung im Netzwerk blocken, Smart-Home steuern und kleine Webdienste hosten. Die folgenden Schritte führen dich von der Hardware-Auswahl bis zum sicheren Betrieb – verständlich und praxistauglich.
Was du brauchst: Hardware für den Raspberry Pi Server
- Raspberry Pi 4 oder 5 mit 4–8 GB RAM. Der Pi 5 ist deutlich schneller; für mehrere Dienste lohnt sich der Aufpreis.
- SSD statt microSD (USB 3.0 Gehäuse). Höhere Geschwindigkeit und deutlich bessere Zuverlässigkeit.
- Netzteil mit ausreichend Leistung (Pi 4: 5V/3A USB‑C; Pi 5: offizielles 27W Netzteil, falls SSD oder HAT genutzt wird).
- Gehäuse mit Kühlung (Passivkühlung oder Lüfter), damit die CPU nicht drosselt.
- Netzwerk: Ethernet ist stabiler als WLAN. Reserviere später eine feste IP im Router (DHCP‑Reservierung).
- Optional: USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) für sauberes Herunterfahren bei Stromausfall.
Installation: Raspberry Pi OS Lite und erste Anmeldung
- Raspberry Pi Imager nutzen: OS „Raspberry Pi OS Lite (64‑bit)“ wählen.
- Erweiterte Einstellungen im Imager öffnen: Hostname setzen, Benutzer + sicheres Passwort anlegen, SSH aktivieren, Sprache/Zeitzone (Europe/Berlin), WLAN nur wenn nötig.
- Auf SSD oder microSD schreiben. Beim Pi 4/5 bevorzugt von SSD booten (Bootreihenfolge ist in aktuellen Geräten vorbereitet).
- Erster Start: Im Router die IP ablesen (oder mDNS: hostname.local). Per SSH verbinden: ssh benutzer@IP.
- System aktualisieren: sudo apt update && sudo apt full-upgrade -y.
- Zeitzone prüfen: sudo timedatectl set-timezone Europe/Berlin.
Netzwerk und Zugriff: Raspberry Pi Server im LAN
- Feste IP: Am Router eine DHCP‑Reservierung für die Pi‑MAC-Adresse anlegen. So bleiben Freigaben und DNS stabil erreichbar.
- Namensauflösung: mDNS (hostname.local) funktioniert in vielen Netzen; für KMU empfiehlt sich ein lokaler DNS‑Eintrag.
- Ports planen: Jetzt schon notieren, welche Dienste später Ports benötigen (z. B. 80/443 für Web, 53 für DNS, 445/139 für SMB).
Sichere Grundkonfiguration für deinen Server
- SSH absichern: Schlüsselpaar nutzen, im Server hinterlegen (~/.ssh/authorized_keys), dann in /etc/ssh/sshd_config PasswordAuthentication no setzen und sudo systemctl restart ssh.
- Firewall (ufw): sudo apt install ufw -y, dann sudo ufw allow OpenSSH, benötigte Ports freigeben, sudo ufw enable.
- Benutzer/Passwörter: Standardnutzer umbenennen oder neuen Admin anlegen; keine Wiederverwendung von Passwörtern.
- Updates: Sicherheitsupdates automatisieren mit sudo apt install unattended-upgrades.
Docker auf dem Raspberry Pi Server
Docker vereinfacht Installation, Updates und Isolation von Diensten – ideal für einen kompakten Home‑ oder KMU‑Server.
- Installation: Entweder sudo apt install docker.io docker-compose-plugin -y oder das offizielle Skript von docker.com verwenden.
- Nutzer berechtigen: sudo usermod -aG docker <dein-user> und neu anmelden.
- Test: docker run hello-world prüft, ob Container funktionieren.
- Struktur: Pro Dienst einen Ordner (z. B. /srv/pihole, /srv/nextcloud) und eine compose.yml mit Volumes und Ports.
Nützliche Dienste für KMU und Zuhause
- Pi‑hole (DNS‑Werbeblocker): Filtert Tracking im gesamten Netz, entlastet Browser und spart Bandbreite. Port 53 (UDP/TCP); Clients im Router auf den Pi als DNS zeigen lassen.
- Dateiserver (Samba): Gemeinsame Ordner für Team/Familie. Rechte sauber vergeben; für remote Zugriff nur via VPN.
- Nextcloud: Eigene Cloud für Kalender, Kontakte, Dateien. Auf Pi 4/5 mit SSD gut nutzbar; mit OnlyOffice/Collabora für einfache Office‑Dokumente.
- Home Assistant: Smart‑Home‑Zentrale mit Automationen; läuft stabil im Container.
- WireGuard VPN: Sicherer Fernzugriff ohne Portfreigaben nach außen; ideal bei DS‑Lite/CGNAT in Deutschland.
- Nginx Proxy Manager oder Caddy: Reverse‑Proxy, verwaltet Hosts, TLS‑Zertifikate (Let’s Encrypt) und Weiterleitungen.
Zugriff von außen sicher einrichten
- Domain/DDNS: Nutze dynamisches DNS (z. B. beim Domain‑Registrar oder deSEC). AAAA‑Eintrag für IPv6 nicht vergessen.
- Portfreigaben: Nur 80/443 für den Reverse‑Proxy öffnen; einzelne App‑Ports bleiben intern.
- TLS automatisch: Caddy oder Traefik holen Let’s‑Encrypt‑Zertifikate automatisch. Achte auf sichere Ciphers und HSTS.
- Alternative ohne Ports: Bei DS‑Lite/CGNAT Cloudflare Tunnel oder strikt über WireGuard VPN arbeiten.
Backup und Wartung automatisieren
- Container‑Daten: Volumes mit restic oder borg täglich sichern (lokal + Offsite). Geheimnisse getrennt halten.
- System: Image‑Backup der SSD regelmäßig erstellen; Wiederherstellung testen.
- Logs und Updates: Alarme für fehlgeschlagene Backups, knappen Speicher (df -h) und ausstehende Updates einrichten.
Leistung und Zuverlässigkeit verbessern
- Speicher: SSD via USB 3 bringt 5–10× mehr I/O als microSD und hält länger.
- Kühlung: Halte die CPU unter 70 °C, sonst drosselt der Takt. Passivgehäuse oder leiser 40‑mm‑Lüfter.
- Netzteil/USV: Ein stabiles Netzteil verhindert IO‑Fehler. USV erlaubt sauberes Herunterfahren.
- Schreibzugriffe reduzieren: Logs rotieren, Caches begrenzen; so lebt die SSD länger.
Monitoring und Fehlerbehebung
- Basis: htop (CPU/RAM), iotop (I/O), df -h (Speicher), journalctl -xe (Fehleranalyse).
- Langzeit: Node Exporter + Prometheus + Grafana für Metriken und Dashboards.
- Netzwerk: ping, traceroute, Router‑Logs prüfen. Bei Paketverlust: Kabel/Port tauschen.
Rechtliches für KMU
Öffentlich erreichbare Dienste benötigen Verschlüsselung (TLS), klare Rollen/Rechte und datenschutzkonforme Protokollierung. Updates und Backups sind organisatorisch zu verankern (Policy, Verantwortliche, Tests).
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